Das alte Lagerbuch der Katholischen Pfarrei Britten


Das alte Lagerbuch der Kath. Pfarrei zu Britten

(als PDF am Ende der Seite)


Dieses Lagerbuch, auch Kirchenbuch, wurde von dem Pastor Vinzenz Bier, * 24.08.1851 in Klarenthal + 24.02.1925 im Kloster Wadgassen von 1893 bis 1910 Pastor in Britten, in mühevoller Kleinarbeit neu erfasst. Kurz von der Jahrhundertwende fing er damit an die alten Schriften, die im Pfarrhaus lagerten, zu sortieren und zu ordnen. Diese oft nur schwer zu lesenden alten Urkunden, teils in Gotischer Keilschrift, in Latein, Französisch und in einer Grammatik aus deren Zeit. Vinzens Bier war sehr bewandert, Latein, Englisch und Französisch waren Ihm nicht fremd.


Auf der Grundlage des alten Lagerbuchs, in losen Blättern und teilweise in einem desolaten Zustand, von vor 1400 begann er alles niedergeschriebene neu auf- und abzuschreiben, zu übersetzen und zu einer „Chronik der Pfarrei Britten“. zusammenzufassen. Er ergänzte, ihm bekannte Daten und Fakten, fügte hinweisende aber auswärts lagernde Urkunden und Abläufe dazu. Außerdem fügte er die Lebensläufe aller seit 1707 in Britten tätige Vikare und Pfarrer hinzu und bereicherte die Chronik um ihm bekannte Details aus der Britter Pfarrkirche.


Die Aufzeichnungen beginnen mit dem Jahr 1329 und wurden erfreulicherweise bis 1960, von den nachfolgenden Pastören weitergeführt. Dennoch sind einige Abläufe und Daten, so heute nicht mehr relevant, ist dem Möglichkeiten um 1900 und dem damit verbundenen Wissen geschuldet. Genaue Abläufe sind in dem Heimatbuch „Britten ein Hochwalddorf“ niedergeschrieben. So erhält die Niederschrift von Vinzenz Bier u.a. sehr wertvolle Schilderungen der Ereignisse in den Kriegsjahren 1939-1945 mit einer namentlichen Aufzeichnung aller dabei in der Pfarrei Britten um Leben gekommenen Soldaten und Zivilisten.

Aber auch Wetterberichte, Ernte Ergebnisse, Auswanderungen und vieles mehr, dass die Bevölkerung betrifft, wurden notiert. Für den Heimatforscher sind aber diese Eintragungen aus diesem alten Lagerbuch besonders sehr aufschlussreich, da sie in eine Zeit hineinreichen, in der keine Kirchenbücher oder andere Niederschriften vorhanden sind. Von schon vor 1500 sind viele Eintragen aus der Zeit der „Kirchlichen Geldverleiher“ vorhanden. Die Kirchenkassen fungierten als Geldverleihinstitute, um auf dies Weise der notleidenden Bevölkerung zu helfen. Die Ausgaben- und Einnahmen, der Gläubiger, deren Zeugen und Sicherheiten wurden nicht vom Pastor, sondern von den Brudermeistern vorgenommen. Diese Brudermeister, 2 an der Zahl waren angesehene Bürger, konnten lesen und schreiben, waren verpflichtet die Pachtgelder aus Verpachtungen kircheneignen Besitzungen oder Ländereien einzutreiben. Dafür wurde sie entlohnt und einmal im Jahr wurde Rechenschaft abgelegt, am Aschermittwoch. Jeder im Dorf musste anwesend sein und deren Buchführung genehmigen. Sie wurden jedes Jahr neu gewählt, Wiederwahl war möglich.

Zunächst wurde die Aufzeichnungen auf einzelne Blätter festgehalten, darum sind viele verlorengegangen, später erfasste man die in einem Buch, dem Lagerbuch.

Die Aufzeichnungen bestanden aus:

A: den Vermächtnissen und deren Stiftungen sowie deren Verpachtungen oder Versteigerungen.

B: ausstehenden Kapitalien- debita expositae pecuniae in commodum ecclesiae

Nicht nur Britter Bürgen waren Kunde bei den kirchlichen Geldverleihern, sondern auch Personen aus den Nachbardörfern.

So erfahren wir nicht nur, wer sich Geld geliehen hatte, sondern auch, wer der Kirche sein Hab und Gut oder der Britter Kirche eine Stiftung zukommen ließ.

Es wurde der Namen, der Wohnort, die Geldsumme, der Zins und die Rückzahlungen notiert. Als Sicherheit wurde ein Unterpfand hinterlegt, meist ein Grundstück oder Gebäude. Auch Bürden wurden akzeptiert und namentlich benannt.

Aus diesen Niederschriften kennen wir die Flure

- Zum Hasengarten

- Lellenbruch

- Rehbruch

- Borwiese

- Deuleswiese

- Grefeld

Aber auch der Kahlenborn und der Roonenbuur sind erwähnt. Somit sind diese beiden Brunnen mehr als 500 Jahre alt und damit ein einmaliges Britter Kulturgut.

iele Namen von Fluren und Grundstückbezeichnungen lassen sich heute nicht mehr eindeutig bezeichnen, aber die Namen der Brudermeister und deren Personen, deren Zeugen und Bürgen lassen sich bis vor 1500 nachverfolgen, auch wenn der Namensschreibung sich bis heute in der Form und Schrift über die 500 Jahre verändert hat.

Bei den Niederschriften der Vermächtnisse und Stiftungen sind die Personen notiert, aber auch der Grund und was der Gegenstand war.

Beispiel:

1590 Britter Hans zu Britten: 50 Gulden -Zins 6 Pfennig pro Gulden

Grund: Bau einer Schmiede

Unterpfand: Erbanteil in den Durwiesen

Britter Hans zu Britten 30 Taler (33 alb)

Unterpfand: die Schmiede und der Platz bei der Schmiede

Zeugen: Firmes (Firnmayers) Hans und Meyer Theis

Brudermeister: Zeren Theis, Meier und Theis Theis

Aus dieser Beschreibung wissen wir, dass diese Schmiede an dem Ort stand, wo auch die Baltessen Anfang 1600 ihre Schmiede und Woohner Betrieb hatten.

Der Britten Hans war ein angesehener Britter Bürger, er war Richter und Schöffen nicht nur in Britten, sondern er stand auch in Kurfürstlichen Diensten.

Er war der Ur-Ahn mütterlicherseits der Schwarz-Generation

Stiftung Johann Schäfer 1520

1. Wiese in dem Lallenborn

2. Garten und Wiese in dem Rehbruch

3. Garten in Grefeld

Ertrag: 4 alb

Das Lagerbuch wurde bis 1635 während des 30-jährigen Krieges 1618-1648 geführt, dann erst wieder 1661. Direkt sind die Brudermeister wieder in ihrem Element und treiben ausstehende Kapitalien und Zinsen ein.

1662 wurde das erste Darlehn von 9 Taler für den Losheimer Bürger Johannes Kremer ausgezahlt.

Bürge: Schultheiß Johannes Taberst zu Losheim, der auch die Schuld später ausgleicht.

1667 wurden neue Fester beschafft und ein Altar in Merzig abgebaut und in der Kapelle in Britten eingebaut.

Ab diesem Zeitpunkt wurden die Kirchenbücher angelegt, dennoch wurde das Lagerbuch weitergeführt.

Viele der im Lagerbuch im 15/16 Jahrhundert erwähnten Namen über Personen und Flurbezeichnungen waren noch keine festen Größen, keine Familiennamen. In dieser Zeit wurde oft nur der Vorname genannt, die Namensbildung war im Fluss. Ihre Entwicklung schließt erst in der Hälfte des 17, Jahrhundert ab. Viele der Namen haben den 30 -jährigen Krieg überdauert, auch wenn diese auf keiner Steuerliste stehen, um sich später im Hochwald und in der ganzen Welt zu verbreiten. Dazu gehören die Familiennamen: Schmitt- Seibert-Leinen oder Leinenweber- Orth-Federmeier-Laudwein-Weber-Theisen-Schwarz-Paulus-Dillschneider-Reinert.

Eine Kopie des Originals, von Vinzenz Bier verfasst, ist hier in 3 Abschnitten einsehbar.

1. Abschnitt 1329-1803, Seite 1-100

2. Abschnitt 1804-1960 Seite 101-200

3. Anhang 1945-1959

Auszüge können unter angegebener Adresse angefragt werden.

Da wegen der Verfolgung des sogenannten Kulturkampfes, ein Wirken in der Seelsorge in unserem Bistum Trier durch neu geweihte Priester unmöglich gemacht wurde. Er wurde am 21.12.1875 durch die neue Gesetzgebung verurteilt und ins Exil nach Frankreich verbannt. Hier fand er Beschäftigung als Lehrer der deutschen Sprache an der Privatschule der Maristen Patres zu la Leyne bei Toulon am mittelländlichen Meer 1875/76 und in Chamond in dem Kohlerevier zwischen Lyon und St. Etienne 1876//77.

Im Herbst des Jahres 1877 fand er eine Beschäftigung in der Seelsorge der Diözese Salford/England, welche zu der Zeit von dem Hochwürdigsten Herrn Bischof Yonghan regiert wurde. Später wurde dieser Bischof von Westminster und Kardinal.

Hier wirkte er 2 Jahre in der Pfarrei St. Peter und 1 Jahr in St. Jacob – beide Pfarreien sind in der Stadt Salford gelegen. Wegen Ungunst des Klimas musste er in die Heimat zurückkehren und dort zog er sich ins Private zurück, um sich von diesen Folgen zu erholen.

In Sommer des Jahres 1882 fand er eine Aufnahme in dem Bistum Sepyer und Beschäftigung als Kaplan in Venningen bei einem kranken Pfarrer-Dr. Bertram. Nach dessen Tod Anfang 1883 wurde er als Kaplan nach Zweibrüchen geschickt, wo er bis zur Fastenzeit1884 verblieb und dann seine Zurückberufung als Kaplan zu St. Antonius in Trier stattfand.

Am 1. 11.1885 wurde er Hilfsgeistlicher zu Hasborn, Dekanat Ottweiler, am 18.08.1888 daselbst Pfarrer, nachdem die Mai Gesetze so weit geändert waren, dass die Kirchliche Behörde ohne Verletzung des Gewissens eine Benennung der Angestellten Pfarrer vornehmen konnten.

Zur gleichen Zeit von 1885 hatte er auch die Verwaltung der verwaisten Pfarrei Losheim in selbem Dekanat mitzuversorgen.

Im Jahre 1893 erhielt er die Ernennung aus die Pfarrei Britten, was eine Erleichterung der bisher aufgelegten Bürde betrachtet werden musste.

1911 wurde er abgerufen und trat am 19.08.1991 die Stelle in Waldhilbertsheim/RLP.

Zum 31.12.1920 wurde er wegen Krankheit emeritiert und starb am 24.02.1925 im Kloster Wadgasen, ist auch dort beerdigt.

Vinzenz Bier war der Initiator zur Gründung der Spar- und Darlehensgenossenschaft im Jahre 1895 in Britten. Er war das erste Mitglied und einige Jahre auch deren Vorsitzender.

Eine Herausforderung wird es sein, diese 200 Seiten, der Text von Latein- Deutsch in Sütterlin geschrieben zu übersetzten. Ein Nachkomme der Petsches in den USA unter Mithilfe der Jesu Christi Kirche in Salt Lack City will das angehen.

(em 10.08.24)

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